Ludwig Marcuse

Wenn Religion Bindung heißt, so ist Zieglers erregendes Werk im Tiefsten Sehnsucht nach Religion; sich öffnen für das Unbegrenzte, nicht Einschließen des Unbegrenzten. Zieglers ‚Mysterien der Gottlosen’ sind ursprünglich Mysterien des tragischen, nicht des religiösen Menschen; sind Kampf, nicht Friede; sind Aufgabe, nicht Erlösung.

Und nur durch die Zielsetzung der Entsühnung, der Opferung und der Erlösung bringt dieser tragische Mystiker Weltdeutung und Kulturwille (also Religion) in sein über jeder Bindung schwebendes Gefühl. Es ist Zieglers großes Schicksal gewesen, von den Mysterien der Gottlosen gesprochen zu haben. . . Wir warten auf Zieglers Werke, weil er nicht nur denkt, was denkbar ist – sondern was uns angeht.

Vossische Zeitung, 8.2.1925.