Otto Flake

Um das Neuantike Weltbild zu vollenden und Leopold Ziegler zu besuchen, fuhr ich wieder nach Enzweiler am Bodensee. [. . .]

Von Enzweiler konnte ich Achberg, wo Ziegler wohnte, zu Fuß erreichen. Achberg war eine hohenzollern-preußische Enklave nördlich von Lindau, in einer Obstbaumlandschaft. Ziegler und seine Frau stammten beide aus Karlsruhe. Er litt an einem Hüftgelenksgebrechen und hatte wohl seine Sorgen, ein Philosoph, dessen Bücher nur einer Elite verständlich waren. Daß ein kleiner Kreis von Mäzenen sich seiner annahm, gehörte zu den Verdiensten des Verlegers Reichl; das größte kam Frau Ziegler zu, die in der Sorge um ihren Gatten aufging.

Das saubere Häuschen war reizend; ich wiederholte meine Besuche. Wir kamen uns geistig nahe; eben las ich seinen Ewigen Buddho, ein eigenwilliges, tief schürfendes und in einer verdichteten Sprache verfaßtes Werk, das Reichl nach seinen Prinzipien ausgestattet hatte: schwarzes Leinen mit viel Gold, daher man ein etwas preziöses Gesangbuch in der Hand zu halten glaubte. Die Preise Reichls waren eminent, der Ewige Buddho kostete 150, Keyserlings Reisetagebuch in zwei Bänden 240 Mark. Reichl, der früher in Berlin die Buchabteilung des Kaufhauses Wertheim geleitet hatte, nutzte die Konjunktur entschlossen aus.

Es wird Abend. Gütersloh 1960, S. 306 f.